Eigentlich wollte ich ja längst meinen Eindruck der Zealot-Gene-Bluray hier mitgeteilt haben. Aber es kam immer wieder irgendwas dazwischen, dann hat ich’s zwischendurch vergessen, ab nun:
Ich kann Laufi voll und ganz zustimmen. Dieser Surround-Mix ist wirklich schlecht. Ich hatte ja schon früher erwähnt, dass Jakko Jakszyk den Surround-Mix von dem großartigen Chris-Squire-Solo-Album „Fish out of Water“ böse in den Sand gesetzt hat und hier ist es ebenso. Jakkos Surround-Mix klingt matter und vor allem weniger räumlich als der Stereo-Mix. Das muss man erst einmal hinkriegen! Außerdem gibt es einen auffälligen Pegelunterschied zwischen dem Stereo-Mix und dem dagegen merklich leiseren Mehrkanal-Mix, was dessen ohnehin schon blassen Charakter noch verstärkt und nicht gerade für Professionalität spricht.
Der besagte Surround-Mix von „Fish out of Water“ klang übrigens deutlich dumpfer als der Stereo-Mix, rauschte dafür aber umso mehr, auch eine Art Negativ-Rekord! Warum der Mann noch engagiert wird, ist mir ein Rätsel. Anderson hat ja selbst einen sehr passablen Stereo-Mix hingelegt, da wundert es mich, dass er diese „Leistung“ abgenickt hat. Aber vielleicht hat er im Studio oder zu Hause keine Surround-Anlage oder Mehrkanal interessiert ihn schlichtweg nicht.
Auch finde ich es traurig, dass diese Bluray - bis auf das Frontcover - keinen visuellen Inhalt aufweist, da wäre nun wahrlich genug Platz für mehr gewesen, zumal ja für die drei vorab auf youtube veröffentlichten Titel die Videos bereits existieren – völlig unverständlich, dass sie auf die bluray fehlen. Die letzten Studioalben von Dream Theater und Transatlantic sind gute Gegenbeispiele, wie man es bessser machen kann, damit sich auch das Auge freut.
Übrigens ist der schlechte Surround-Mix auch anderen aufgestoßen:
https://leespeaksoutaboutmusic.wordpres ... music-202/
Nun über einen längeren Zeitraum betrachtet, finde ich Zealot Gene nach wie vor ein passables Album. Für mich liegt die Stärke des Album darin, dass es bis auf „Mrs. Tibbets“ (Sorry, Strophe, Refrain, Keyboard- und Drum-Arrangemnents finde ich nach vor musikalisch einfallslos, was in der Demo-Version ohne den Instrumentalteil am Schluss noch offensichtlicher ist) keine weiteren Ausfälle hat. Mittlerweile gefallen mir alle anderen Stücke. Allerdings vermisse ich Titel , die mich so richtig packen und die auf meiner privaten Best-Of-Jethro-Tull-Collection (die zugegebener Maßen schon sehr üppig ist) Platz finden würden.
Besonders deutlich wird mir das, wenn ich Zealot Gene mit dem vorigen Studio-Studio „J-Tull Dot Com“ von Jethro Tull (vom aus meiner Sicht entbehrlichen Quasi-Sampler "The Jethro Tull Christmas Album" einmal abgesehen) vergleiche. Zwar gibt es für mich da mehrere belanglose Gurkensongs aber auch einige gute bis wirklich herausragende Songs. Allein schon der Opener „Spiral“ dort schlägt den genetischen Opener „Mrs. Tibbets“ musikalisch deutlich in allen Belangen. Und gerade die folgenden vier(!) Titel zähle ich zu Tull-Highlights:
„Wicked Windows“, „Far Alaska“ (beides komplexe, toll arrangierte Kompositionen mit großartigen Instrumentalparts – hätten hervorragend in die Tullsche Progphase 1972-1974 gepasst)
„The Dog-Ear Years“, „A Gift of Roses“ (in ihrer Art auch komplex und einfallsreich arrangiert – wären stilistisch auch bestens auf „Songs from The Woods“ oder „Heavy Horses“ aufgehoben wesen!)
Auffällig bei diesen Stücken sind besonders die beeindruckenden und durchaus anspruchsvoll zu singenden Gesangsmelodien wie zu Andersons besten Zeiten, obwohl er 1999 längst schon seine Probleme mit der Stimme hatte - wovon man auf diesen Studioaufnahmen glücklicher Weise kaum etwas bemerkt.
Aber auch die abwechslungsreichen, toll gespielten, mitreißenden Bandarrangements- und soli sind hier wesentlich einfallsreicher und kraftvoller als die der umgelabelten Anderson-Band auf Zealot Gene, die dagegen eher als routinierte Begleitband bei einer Singer/Songwriter-Produktion wirkt.
Genau dieser Unterschied bewirkt, dass sich „Zealot Gene“ für mich zwar gut durchhören lässt, aber bei mit im Nachhinein einen doch eher nur „netten“ aber nicht wirklich mitreißenden Eindruck hinterlässt.