Thomas G hat geschrieben:
Kann ich für die Livetracks von 1988 bestätigen, für Nightcap nicht.
So, jetzt habe ich noch mal nachgehört. Zuerst pustet mich mal das Rauschen am Anfang fast vom Sofa (Rumpelfaktor 11 von 10 möglichen). Dann geht es zugegeben etwas besser weiter. Es ist aber trotzdem eine Menge Hall drauf; es hört sich allerdings so an, als hätte sich der Toninschinör beim Abmischen für Nightcap extra Mühe gegeben, die Halleffekte möglichst zu beseitigen. Und auch das hört man. Der Hall bricht in leisen Passagen nämlich plötzlich ab (Regler runter! rief der Kaptain).
Kommen wir zum Gesang (Look At The Animals). Wenn das kein Hall ist, was da satt über die Stimme gefläzt wurde, dann war ich noch nie in der Kirche. Der Mann steht doch praktisch zwischen Stalagmiten und Stalaktiten. Zugegeben, der Hall ist ein anderer als der, der mir Part Of The Machine immer etwas unangenehm ins Ohr dringen lässt. Das liegt wohl daran, dass weiland 1972/73 die Effektgeräte noch riesige Boxen gefüllt mit Endlosspulen waren und nicht digital emuliert wurden (wobei ich nie verstanden habe, was die australischen Sträuße damit zu tun haben, aber wahrscheinlich benutze ich nur das falsche Wort).
Ich möchte das Adjektiv rumpelig auch gerne auf den Gesamtmix ausweiten. Ich bin jetzt bei Law Of The Bungle Part II und auf meiner Anlage (Harman Cardon Vollverstärker, Techniks CD Spieler – digitaler Plattenspieler für Herrn G ohne Punkt – und B & W Bookshelves, die allerdings etwas basslastig sind) kommt da ein recht unheiliger Mix zustande, der wiederum auf viel zu viel Hall zurückzuführen ist. Entweder wurden die Aufnahmen in einer riesigen Grotte gemacht oder der Tontechniker hatte mit seinem Camembert den Hallregler verklebt. Der Effekt ist jedenfalls der, dass alles ein bisschen in Mus übergeht. Orgel und Gitarre sind in den Anfangstakten kaum auseinander zu halten. Und der liebliche Klaviereinschub wurde wahrscheinlich im leeren Madison Square Garden aufgenommen. Ich bin übrigens ein Verfechter der parallelen Aufstellung von Lautsprechern, um einen möglichst breiten Pan- bzw. Stereoeffekt zu erzielen. An der Aufstellung liegt der Mus also nicht.
Inhaltlich möchte ich mich nur insoweit wiederholen, als dass ich die einzelnen Figuren sehr hübsch finde, sie aber mehr oder weniger uninspiriert einander geklebt wirken.
Die D'Isaster Tapes sind ein interessantes Dokument, das Arbeitsblatt einer kreativen Band, und deshalb ganz spannend, aber an das Endprodukt A Passion Play reichen sie nun mal nicht heran. Wer weiß, vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn sie das Studio besiegt hätten.
Aber war das Thema nicht eigentlich Under Wraps?
P.S.: Für alle diejenigen, die immer mäkeln, hier würde nur rumgemäkelt, möchte ich ein für alle mal klarstellen, dass ich die Praxis der positiven Kritik pflege, wenn ich mich mit der Kunstform meiner Wahl auseinander setze. Und ja, ich mag Jethro Tull immer noch und ziehe selbst die unausgegorene Vorfassung eines späteren Meisterwerkes so manchem Akustikmüll unserer und vergangener Zeiten vor. Ich schlucke aber nicht alles, weil's vom Herrgott kommt.