CD-Kritik: THREAD: "Same" 
von Sven Harms

So einen Keyboarder wie Vince DiCola von Thread kannte ich auch mal, damals als ich noch selber aktiv in einer Band spielte. Natürlich war unserer bei weitem nicht so gut und technisch versiert, aber er hatte die gleiche "Krankheit". Zu jeder Probe brachte er freudestrahlend seine neuen Sounddisketten und Samples mit, die er uns unbedingt vorführen wollte und die ja "soo gut" in die Songs passen würden. Man müßte vielleicht nur hier und da ein kleines Break einbauen, vor dem Refrain etwas "rumdiedeln" (m.a.W. Zeit schinden), damit er die neuen megastarken Sounds abrufen und evtl. noch ein oder zwei Solis einbauen kann. Oh ja, wir waren begeistert. Aus simplen Popsongs wurden Art-Pop-"Kunstwerke". Nur wie es mit der Kunst leider so oft ist. Keiner hat sie zu schätzen gewußt. Ignoranten!

Beim Hören der Thread-CD, Doane Perry's neuer Band, waren sie also plötzlich wieder da, diese Erinnerungen. Die Songs -"Toto" trifft auf die späten "Yes" -sind "very very arty" und mit etwas Glück schimmert zwischen den ganzen Breaks, Tempi-Wechseln und stilistischen Brüchen auch noch so etwas wie eine durchgängige Melodie durch. Kommen wir also zur Sinnfrage: Was wollen uns die Musiker mit ihren Songs sagen? Das sie großartige Instrumentalisten sind? Unbestritten. Das sie es verstehen, die vertraktesten rhythmischen Wechsel aneinanderzureihen? Nicht zu leugnen. Das sie zu dritt, neben Doane Perry und Vince Dicola noch der wirklich gute Sänger Ellis Hall, eine bombastischen "wall of sound" erzeugen können? Kein Widerspruch. Aber reicht das? Ich meine nein (das dürfte ja inzwischen deutlich geworden sein). Martin Barre hat einmal gesagt, ein guter Musiker zeichnet sich insbesondere durch das aus, was er nicht spielt. Ein nicht gespieltes Solo ist oft für den Song wirkungsvoller als ein weiterer "Dauerlauf" den Gitarrenhals rauf und runter. Diese vornehme Zurückhaltung hätte ich den dreien von Thread auch manchmal gewünscht. Dann wäre aus der "Rainbow Suite" vielleicht kein fast 15minütiger Langweiler, sondern ein 7minütiger "Muntermacher" geworden. Weniger wäre in diesem Fall wirklich mehr gewesen. Weniger Breaks und mehr durchgängige Strukturen, weniger künstlerische Spielereien und mehr Gefühl und weniger Studiotüftelei und mehr "Live"-Feeling.

"Der, der schon mal gehässiger war"