Die merkwürdigsten Ereignisse der Convention ’97 
von Ulla Hilger

Beginnen möchte ich diesen Rückblick mit einem Dank an alle, denen der Weg in den Westerwald nicht zu weit war. Ich hoffe, es hat viel Spaß gemacht, auch wenn einige bitter enttäuscht waren, daß die ersehnten Überraschungsgäste nicht kommen konnten. War auch für mich eine Überra-schung. Viele von Euch habe ich gesehen, meist im Vorbeirennen. Hoffentlich ist niemand böse, daß ich: a) sie/ihn nicht begrüßt habe b) sie/ihn zwar begrüßt, aber mitten im Satz einfach stehen gelassen habe c) eine Einladung zum Biertrinken ausgeschlagen habe (Unglaublich, mußte ich leider ständig tun. Wird nachgeholt !!!!) Wenn Ihr die Liste der merkwürdigen Ereignisse gelesen habt, wundert Ihr Euch hoffent-lich nicht mehr über mein unhöfliches Verhalten.

Montag, 17.03.: Ärger mit Rhein-Zeitung. Angeblich ist die Convention für Leser/innen überregional nicht interessant, keine große Vorabankündigung. Zwar kommen Leute aus Ungarn, Italien, Schweiz, England, Benelux und allen Teilen Deutschlands, aber der Chef-redakteur stellt auf stur. Santino hat eine unglaublich dicke Backe, kann kaum sprechen, geschweige denn singen. Der PA - Verleiher erklärt mir, daß verschiedene Verstärker, die in großer Stückzahl von den Bands gewünscht werden, nur in Karlsruhe zu mieten sind. Wie kommen die Teile von Karlsruhe nach Betzdorf und wieder zurück? 148 Anrufe, ob es noch Karten gibt und ob Ian Anderson kommt.

Dienstag, 18.03.: Martin Barre sagt ab. Mit seiner liebreizenden Frau verhandle ich stun-denlang und erkläre ihr, daß diese Absage in letzter Sekunde eine Katastrophe ist. Sie versteht mein Problem, will auch mit ihrem Göttergatten ein ernstes Wort reden, macht mir aber wenig Hoffnung. Ein Fahrer und Transporter für Karlsruhe sind gefunden. Der Bus meiner Schwester, mit dem diverse Musiker transportiert werden sollen, steht in der Werkstatt, wird frühestens am Samstag fertig sein. Wer transportiert nun verrückte Musiker? 237 Anrufe, ob es noch Karten gibt und ob Ian Anderson kommt.

Mittwoch, 19.03.: Endlich Ferien! Glenn Cornick ruft an und sagt, daß er seinen Flug umgebucht hat, um noch ein paar Tage bei Freunden in Deutschland zu verbringen. Er kommt schon am Freitag und plant, einen gemütlichen Abend im Hause Hilger zu verbrin-gen, vielleicht lecker Essen gehen, ein schönes Glas Wein trinken,.... Einen Tag vor der Convention!!! Wie kommt der Mann bloß auf eine solche Idee? Und wieder eine längere Diskussion mit Martins Frau. Der MDR ruft an und erkundigt sich nach dem genauen Ablauf der Veranstaltung. Sonder-sendung zur Convention am Donnerstag (soviel zum Thema: Nicht interessant für überre-gionale Berichterstattung). SMR 3 will wissen ob Ian Anderson kommt. Auch 176 andere Menschen wollen das wis-sen.

Donnerstag, 20.03.: Siggi, der sich um CD-Aufnahmen kümmern wollte, erzählt, daß allein die Aufnahme zwischen 7.000 und 10.000 DM kosten soll. Gestrichen. Der Bus, der die Amps aus Karlsruhe holen soll, ist in einen Unfall verwickelt. Wer, zum Teufel, fährt jetzt nach Karlsruhe? Und womit? Die Krombacher Brauerei hat ein 50 Liter Faß zur Bewirtung der Musiker gestiftet. Im Backstagebereich ist keine Zapfanlage. Was mache ich mit dem Faß? 116 Anrufe, ob es noch Karten gibt und Ian Anderson kommt.

Freitag, 21.03.: Endlich meldet sich Martin Barre persönlich. Die Auseinandersetzung ist ein etwas heftig und wird noch heftiger, als er behauptet, Vicky Clayton liegt wieder im Krankenhaus und kann nicht kommen. Schock !!!! Dabei habe ich doch erst am Mittwoch mit ihr telefoniert und da ging es ihr gut. Die Sache mit Karlsruhe regelt sich. Die Sache mit dem Faß regelt sich. Silke, meine Reisebürofrau in London, kann den Flug von Martin nutzen. Glenn Cornick wird diesmal nicht in irgendein Zug-, Bus- oder Flugzeugunglück verwickelt und kommt gut gelaunt in Köln an. Ich fahre auch die ganze Strecke auf der rechten Seite, obwohl (Das ist nicht selbstverständlich)! Bei Mama und Papa Hilger sind inzwischen die ersten Helfer eingetroffen. Es gibt ein gemeinsames Abendessen, nur gelegentlich unterbrochen (ca. 58´) von Telefonanfragen, ob....... Wir beschließen, in meinem Stammlokal ein ( !!! ) Bier zu trinken und noch einige Hel-fer/innen zu treffen. Um 22.30 Uhr fahre ich heim, um meine Mutter vom Telefondienst zu befreien. Sie will endgültig ausziehen. Um 0.15 Uhr rufe ich Ellen in der Kneipe an und befehle ihr, sich augenblicklich Glenn Cornick unter den Arm zu klemmen, bevor er hoffnungslos versackt. (Ich kenne die Geb-hardsainer) Samstag, 22.03.: Convention Der Aufbau verläuft zügig, nur das Drumkit fehlt. Die Fahrer/innen sind zum Flughafen unterwegs, irgendwann erwacht auch der Hallenwirt, um endlich Kaffee zu bringen, Christiane schmiert hunderte Brötchen, erste Fans belagern die Halle. Die New Day Leute treffen mit Vicky Clayton, Chris Conway und Fred Baker ein. Plötzlich schreit jemand: "Ulla, da wird jemand verhaftet." Ich spurte raus und sehe nur die Leute vom New Day, deren Auto, einen Polizisten, der jemand auf ein englisches Auto knallt und Handschellen anlegt. Mein erster Gedanke war: "Was hat Dave Rees verbrochen?" Während des Sprints zum Auto erkenne ich den Polizi-sten (ja, ja, Frau kennt jeden im Westerwald), flehe ihn an, den Menschen nicht zu ver-haften, bevor ich erkenne, daß der Verhaftete ein anderes armes Schwein war, der mit der Convention wohl nichts zu tun hatte. Warten auf die Musiker. Irgendwann erreicht uns ein Anruf, daß zwei Gepäckstücke feh-len, niemand weiß, was fehlt. Also Panikanrufe zu Wolfs Musikladen: "Bereithalten, um diverse Instrumente zu erset-zen." Später stellt sich heraus, daß nur die Seiten, Kabel, etc. Und Unterwäsche von Dave Mattacks fehlen. Gitarrensaiten und anderes werden schnell besorgt, Dave Mattacks begibt sich auf Ein-kaufstour durch Betzdorf. Der Soundcheck beginnt etwas verspätet, dauert dafür aber um so länger. Zwischendurch immer wieder Anrufe, ob es noch Karten gibt und ob Ian Anderson kommt. Dave Mattacks will Brandy trinken. Es gibt keinen. Plötzlich doch. Alle möglichen Leute wollen Interviews haben. Fairport ist aber noch im Hotel. Das Licht an den Verkaufsständen reicht zunächst kaum aus. Alles ist aber irgendwie machbar. Der Hallenwirt hat nicht auf mich gehört und zuwenig Bedinungen eingeplant. Es gibt doch mehr Vegetarier auf dieser Welt als erwartet. An der Kasse behaupten immer mehr Menschen, daß sie auf der Gästeliste sein müssen, da sie irgendwann mit jemanden (Dave Pegg, Clive Bunker, Glenn Cornick,...) ein Bier getrunken haben. Trotz des Biermangels sind immer mehr Alkoholleichen zu beklagen. Auf der After Show Party steigert sich dieses Problem. Brian von Wild Turkey liegt besinnungslos im Foyer des Hotels, allein mein Lehrerton läßt ihn wieder lebendig werden. Aprops After Show Party: obwohl alle Anwesenden nach allen Regeln der Kunst tranken und aßen, soll angeblich nicht mehr als 1.200 DM verkonsumiert worden sein. Kann es sein, daß da jemand versucht, uns zu linken?

Sonntag, 23.03.: Katastrophe !!!!!! Ich komme um 10.15 Uhr ins Hotel, um die Rechnung zu begleichen, und gesamt Wild Turkey stehen vor mir. Panik, Schock, Schreikrampf. Auf meine berechtigte Frage, warum sie noch nicht am Flughafen seien, erhielt ich keine verwertbare Antwort. Das schlimmste für mich war, daß sich kein Verantwortlicher zeigte, den ich hätte erwür-gen können. Also rief ich die Fahrer an, die inzwischen am Frankfurter Flughafen waren, um zu ermit-teln, was sie sich dabei gedacht hatten, eine gesamte Band zu vergessen. Hatten sie überhaupt irgendetwas gedacht? Bis heute ist der Ablauf dieses Morgens sehr nebulös, kein wirklich Schuldiger läßt sich ermitteln, kein Flug war zu buchen, kein Zug fuhr bis Calais, sodaß sich endlich Ingo ver-pflichtete, die Jungs mit dem Bus nach Calais zu fahren.

Wie Ihr seht, vergeht keine Convention ohne merkwürdige Zwischenfälle, die sich aber alle dank der Unterstützung so vieler Helfer beheben lassen. Deshalb an dieser Stelle ein tausendfacher Dank an alle Helfer. Ohne Euch wäre ein sol-ches Ereignis nicht machbar.

Und sollte ich nochmals in meinem Leben davon faseln, eine Convention zu organisieren, ruft bitte sofort die Männer mit den weißen Turnschuhen.

Tull on Ulla + Holger