So,
ich hab' es dann gestern abend schlußendlich doch noch hinbekommen eine Show der "Homo Erraticus" Tour 2014 zu sehen, nachdem einige vorherige Versuche aus Zeitmangel und
aufgrund logistischer Probleme, die mein derzeitiges Leben so mit sich bringt, gescheitert sind. Aber gestern hat es mit Wetzlar endlich geklappt. Ich will es kurz machen:
Der Homo Erraticus Part war mir noch immer zu lang!

Ich war selber erstaunt über mich selbst! Ich liebe das Album, höre es noch immer regelmäßig im Flugzeug oder im Auto.
Aber jetzt - im Konzert - hat es für mich (über weite Strecken) überhaupt nicht funktioniert. Das Introvideo ist lustig. Gefallen hat mir auch die Tatsache, dass die Show quasi unmerklich
anfängt mit dieser "Schaltung in die schweizer Alpen des Jahres 1928. Doggerland legte dann auch ganz ordentlich los. Ich hatte einen Platz in der zweiten Reihe und die Bässe wummerten
ganz vorzüglich und wohlig im Brustkorb und unter der Mütze. Die Band (die ich musikalisch übrigens für wesentlich kraftvoller und dynamischer halte als die Anderson/Barre/Perry Truppe)
ist vorzüglich. Aber das Material von Homo Erraticus funktionierte für mich live leider gar nicht. Ian sang diese neuen Nummern laut - wenn auch nicht sonderlich schön und obwohl ich sehr
gut mit dem Material vertraut bin, hat der ganze Vortrag eher bemüht und konstruiert gewirkt. Mir fehlte der Groove und die Leichtigkeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich das so empfinden
würde, aber so hab' ich es wahrgenommen und ich war froh als endlich Cold Dead Reckoning intoniert wurde. Das allerdings stampfte archaisch und fast
industrialesque brachial aus der
knackigen PA.
Doch alles in allem muss ich sagen: Ich glaube ich verstehe warum das HE-Set so gekürzt wurde. Es funktioniert live einfach nicht! Ich hätte es bei Doggerland/ After These Wars
und dem Instrumental und Cold Dead Reckoning belassen. Und das auch nicht am Stück sondern eingestreut in die Klassiker. Sorry, aber so hab' ich es empfunden, als jemand der die Platte an sich
heiss und innig liebt.
Der Best Of Teil hingegen war schon gut. Besonders hervorzuheben sind in der Tat Too Old und ja - selbst Bouree kam mir nach dem sperrigen HE Teil erstaunlich frisch und flockig vor - aber ganz
besonders auch Farm On The Freeway, das druckvolle Living In The Past, natürlich Critique Obligue, Teacher und vor allem AQUALUNG! Aqualung hat mich wie auch schon in Trier im Sommer schwer beeindruckt.
Zur Show: Die Videoscreens sind eine nette Addition, wurden für meinen Geschmack aber über Gebühr genutzt. Was zufolge hatte, das die "Choreo" der Akteure im Vergleich zu TAABII deutlich
liebloser ausgefallen ist. Während bei TAABII die "Visuals" noch das Geschehen AUF der Bühne untermalten, wird sich bei dieser Produktion zu sehr darauf verlassen und die "performerische" Aktion
auf der Bühne gerät in den Hintergrund. Aber das kann man einem 67-jährigen Anderson wohl auch nicht verdenken. Wenn ich unbedingt was an dem Best Of Set aussetzen möchte, dann höchstens die Tatsache, dass es fast ausschließlich aus Rockern bestand. So eine leichte Akustiknummer a la Water Carrier, Wondrin' Aloud oder Fat Man oder so hätte das sicherlich noch ein wenig magischer gemacht. Keine Ahnung - vllt. werd' ich auch alt oder so!

Kraftvoll war die Performance der Band jedenfalls! Und - wie bereits oben gesagt - vieles hat mir deutlich besser gefallen als das was zuletzt von JT kam - was aber nicht heissen soll, dass dies schlecht war, sondern lediglich das es JETZT ein wenig ANDERS ist. Und das hängt nicht ganz unwesentlich von Florian O. ab, der den Rockern eine
neue, junge und harte Kante verleiht. Und Scott Hammond ist ein absolutes Asset und seine Chops sind absolut auf der Höhe! Klasse!
Alles in allem war das wohl eine gute Show! Ich bin mir sicher, dass es bessere gab auf dieser Tour, aber diese war wohl ganz ordentlich (obwohl IA während des Soundchecks einigermaßen angepisst war ob der Akustik in der Arena). Und ich hab' sie auch genossen, aber - auch das will ich nicht verschweigen - muss ich für mich feststellen, dass es wohl ganz gut war, nach 25 Jahren
mal ein wenig Abstand zu nehmen. Jetzt hatte ich den Kopf vllt. auch nicht so frei wie in den vergangenen Jahren aber grundsätzlich muss ich sagen, dass ich wohl doch in meinem Leben zu viele
Jethro Tull/IA Konzerte gesehen habe. Too much of a good thing can make you crazy.........aber das liegt ja nun an mir. Nach der Show sah ich viele lächelnde Gesichter und die "normalen" Konzertbesucher sind der Maßstab! Und nicht so einer wie ich..........
See ya next year!
Viele Grüße,
J.
I wish I was a Catfish, swimmin' in the deep blue sea....