Whistling Catfish hat geschrieben: Mo Feb 17, 2020 8:41 pm
Man muss sich aber schon fragen an wen sich dieser Sermon denn nun eigentlich wendet? Und was soll damit denn eigentlich bezweckt werden?
Mr. Ian-ich will-jetzt-endlich-unter-meinem-Namen-auftreten-Anderson hat im Jahre 2011 den Band Namen mit der Begründung ad akta gelegt, dass er eben seinen eigenen Namen in großen Lettern einem Album mit dem Titel THICK AS A BRICK 2 (sic) überschrieben sehen wollte und von nun auch Live unter seinem eigenen Namen auftreten wolle. Hat er so gesagt! Gefühlt mindestens hundertmal. Ist alles da draußen.
Das ist übrigens der gleiche IA wie der Mr. Ian-as-far-as-I-amconcerned-no-Barre-no-Tull-Anderson der Jahre 1989-2014. Sogesehen war das konsequent.
Nicht das es noch irgendeine Rolle spielen würde, aber sprach er nicht 2015/16 noch davon, dass für ihn der Begriff Jethro Tull lediglich das Repertoire beschreibt? Wenn Tull auf dem Plakat stehe - hiess es - bedeute dies das ‚die Musik von JT‘ zum Vortrage gebracht werden. Das Repertoire. Vor diesem Hintergrund hätten ja sogar die im Text erwähnten imaginären Tribute Bands, die sovielen unwissenden imaginären Fans ihre sauer verdienten imaginären Dollars aus der Tasche ziehen aufatmen können. Wenn es sie denn gäbe! Denn Repertoire heisst Repertoire, Leave means leave und Brexit Brexit! Oder so.
Und jetzt diese "Notiz" - im Jahr 2020, von der ich, wie ich bereits erwähnt habe - nicht wirklich weiss, an wen sie sich richtet.
Und wo genau ich da zwischen den Zeilen ‘menschliche Grösse‘ herauslesen kann, müsste mir das hohe Gericht ggf. dann doch noch mal erklären.
Und das Statement zu MB ist entweder ein Zeichen eiskalter Geschichtsrevision und/oder einer ausgeprägten, narzissistischen Persönlichkeitsstörung. Oder soetwas in der Art. Vielleicht übertreibe ich, aber ‚Größe‘ kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
Eher das Gegenteil. Gerade zwischen den Zeilen! Und wenn ‚Promoter‘ in der jüngeren Vergangenheit etwaige Konzerte "fälschlicherweise" als Jethro Tull Konzerte angepriesen haben, so waren das in 97 von 100 Fällen seine eigenen in der Zeit zwischen 2012 und jetzt! Aber das wäre ja mit diesem Text geklärt! Immerhin!
Es tut mir leid - als ein großer IA Bewunderer tut es mir zunehmend in der Tat nur noch leid!
I rest my case!
Kurz vorweg, obwohl das für mich nicht der Punkt ist. Ich stimme Dir mit dem Wirrwarr und der Inkonsequenz bezüglich des Gebrauchs des Namens Jethro Tull uneingeschränkt zu. Woher diese Inkonsequenz bei Ian kommt, weiß man nicht. Vielleich war es für ihn 2012 leichter, das Ende von Tull zu kommunizieren, da er anderenfalls ja irgendwie hätte erklären müssen, auf welchem Wege Martin Barre der Band abhandengekommen ist. Bandauflösung war da vielleicht die Sprachregelung der Stunde, um das böse Wort vom Rausschmiss zu vermeiden. Da hört es sich doch besser an, wenn MB jetzt genau das macht, was Ian ihm immer schon empfohlen hatte…hihihi… Später fielen Ian dann wieder kommerzielle Gründe ein (Tull sells better than Ian Anderson), um die Bandauflösung zu relativieren.
Im Kern geht es bei Ians Post allerdings um Urheberrechtsverletzungen im Zusammenhang mit den Tourneen von Martin Barre bzw. der Martin Barre Band. Ich glaube, dass das, was Ian zu dieser Thematik schreibt und, mehr noch, weglässt, durchaus lesenswert ist und das Bemühen erkennen lässt, MB nicht allzu sehr auf die Füße zu treten. Machen wir den Faktencheck.
Ian schreibt:
“Which brings me to the tricky part. Our old pals over the years in Tull (some 36 members overall) are occasionally out and about performing - as is their absolute right - some of the Tull repertoire. Most specifically, Martin Barre some time ago took my suggestion of long ago to form his own parallel performing band and offer his take on the Tull works of which he was such an important part. The Martin Barre Band is currently on tour at a theatre near you in various parts of the world (…). I hate to have to point this out but many, many years ago I registered and obtained the international copyright in the name Jethro Tull for all activities to do with music.”
Das Urheberrecht ist ein Ausschließlichkeitsrecht und besagt, dass der Urheber eines Werks grundsätzlich jeden von der Nutzung ausschließen kann. “Langjährige Gitarristen“ haben da, selbst wenn sie „stilprägend“ oder (vermeintlich) "unersetzlich" waren, keinerlei Sonderstatus und kommen im Gesetz selbst dann nicht vor, wenn ein gefühlsduseliger Flötist faselt, dass es kein Tull ohne MB gäbe. Besagter Flötist oder seine Verwertungsgesellschaften könnten mithin allermindestens eine Lizenzgebühr für die Benutzung des Repertoires und Unterlassung hinsichtlich der ständigen blickfangartigen Benutzung des Namens „Jethro Tull“ verlangen. Irgendetwas in die Richtung soll James ja auch laut M.S., die ja üblicherweise gut informiert ist, vorgeschlagen haben. Es soll Ian gewesen sein, der diese Gedankenspiele ganz schnell unterbunden hat. Nach meinem Kenntnisstand ist Ian hier durchaus bemüht, den Ball flachzuhalten (was er bei poor old Mick Abrahams mit seinen 10 Zuschauern pro Gig 1998 noch ganz anders gemacht hat).
Ian schreibt weiter:
“… or even Jethro Tull since there have been a couple occasions in the past where unscrupulous promoters have billed shows as "Jethro Tull" simply on the basis that it is Tull music or a past band member is part of the lineup. Martin has himself always been clear as regards the billing of his concerts as Martin Barre and/or The Martin Barre band. Whether he is playing Tull repertoire, his own or a mixture of both, I am sure he would never wish to have the audience think they had been cheated expecting Ian Anderson to be there waving his flute around.”
Auch das ist interessant. Ian erteilt Martin von vornherein „Generalabsolution“ und schiebt die Problematik ausschließlich auf die Veranstalter. Dabei bleibt völlig offen, ob und was Martin mit den beanstandeten Konzertankündigungen zu tun hat. Abgesehen davon ließe sich trefflich streiten, ob der Künstler sich nicht u.U. Urheberrechtsverletzungen seines Veranstalters jedenfalls dann zurechnen lassen muss, wenn er –wie hier- darauf aufmerksam gemacht wurde. Auch das teils verwendete Label „Jethro Tull’s Martin Barre“ halte ich für rechtswidrig. Ausgehend von dieser Entscheidung
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaf ... 94860.html
könnte Ian Martin sehr viel Ungemach bereiten. Dass er dies bislang nicht getan hat, spricht menschlich für ihn.
Ian schreibt weiter:
“I am delighted - indeed honoured - that Martin should choose to play with his band the songs and music I have written, performed, produced and released as Jethro Tull over the years.”
Auch hier muss man zwischen den Zeilen lesen und Sinn für Humor haben. Martin Barre führt in einem kommerziell nicht unbedeutenden Umfang urheberrechtlich Ian bzw. seinen Gesellschaften zustehendes Musikmaterial -ohne Vergütung, soweit ich weiß- auf, fühlt sich nicht verpflichtet, den Urheber in seinen Konzerten zu benennen, spricht oft fälschlich in der „Wir-Form“ (In the 70ies we had a studio in London…, This is a song we wrote…), vergibt falsche Credits, duldet oder initiiert missverständliche Konzertankündigungen usw.. Das ist auch „eiskalter Geschichtsrevisionismus“, wenn man zusätzlich noch die Filmchen, mit denen MB seine Show in den USA garniert, im Hinterkopf behält. Ian Anderson ist dort nämlich nicht zu sehen. Ian erlaubt sich lediglich den augenzwinkernden Hinweis, er fühle sich geehrt, wenn Martin die Musik aufführe, die er (Ian) als Jethro Tull geschrieben, aufgeführt, produziert und veröffentlicht hat. Lol! So sagt man jemandem absolut formvollendet durch die Blume, was man davon hält.
Insgesamt erstaunlich smart, wie IA sich in dem dichten Gestrüpp von Rechtsfragen und menschlichen Irrungen, Wirrungen und Befindlichkeiten zurechtfindet und die Dinge so anspricht, dass es niemandem wirklich wehtut. Als „armselig“ empfinde ich demgegenüber eher Martins Verhalten, obwohl ich generell solche verbale Kraftmeierei nicht mag. MB bestreitet seinen Lebensunterhalt als "travelling musician" überwiegend mit dem geistigen Eigentum eines Mannes, dem er auf der Bühne keinerlei Dank schulden will. Jede Dorfkombo auf dem Iserlohner Schützenfest oder jeder Heimmusikant bei Youtube erwähnt das kompositorische Genie blablabla eines Ian Anderson. Martin Barre hat das nicht nötig. Und Ian Anderson hat es Gott sei Dank nicht nötig, daraufhin die Streitaxt zu schwingen. Er beherrscht mittlerweile das Fechten mit dem Florett ganz passabel.
Das Thema IA/MB scheint emotional so aufgeheizt zu sein, dass der klare Blick manchmal etwas verstellt ist. Stell Dir einfach vor, der langjährige angestellte Produktionsleiter des mittelständischen Spaltbandherstellers Catfish & Sons, Herr Marengo, würde sich selbständig machen und im Geschäftsverkehr folgende Anzeigen schalten:
Marengo, langjähriger Produktionsleiter von
Catfish & Sons, bietet Ihnen, sehr geehrte Kunden, …
Oder vielleicht doch besser so?
Marengo, langjähriger Produktionsleiter von
Catfish and Sons, …
Besagter Herr Marengo könnte sich vermutlich vor Abmahnungen und Prozessen nicht retten und wenn er so dämlich bzw. dreist agieren würde, hätte er es auch verdient, so richtig gefickt zu werden. Exakt um diese Problematik geht es in Ians Posting. Es gibt im business life Regeln, ob man nun Brötchen, Spaltband oder Musik vertickt, und die kommuniziert Ian fachlich zutreffend und souverän. Mich würde noch interessieren, ob es mit diesem public statement sein Bewenden hat oder ob da hinter den Kulissen noch etwas lief/läuft. Was mich ehrlich gesagt auch wundert, ist der Umstand, dass Martin Barre eine dermaßen große Angriffsfläche bietet. Er müsste doch wissen, dass man eine offene Feldschlacht gegen Ian Anderson nicht gewinnen kann, zumal der ja in allen Zweifelsfragen das Recht auf seiner Seite hat. Man sollte meinen, dass Fragen wie die Nutzung des Bandnamens etc. abgeklärt worden sind. Zu jeder Scheidung gehört die Klärung der Scheidungsfolgen. Dazu müsste man allerdings miteinander kommunizieren. Nach alledem, was ich gehört habe, ist es Martin, der eine Kommunikation mit Ian ablehnt. Wollen wir mal nicht hoffen, dass er Pech hat und es nach 52 Jahren Tull in der einen oder anderen Form doch noch zu einem fetten Skandal à la Mr. Jethro Tull vs. Mr. Martin Barre kommt. Bild erklärt uns das mit dem Namen dann live aus dem Gerichtssaal

Das wäre die definitive Tull-Reunion!
P.S.: Narzistische Persönlichkeitsstörung? Im Ernst jetzt? Has Dr. Quad already increased the dose of your prescription?
